Ein Blick in den neuen Giraffenpark

2. August 2016

Mehr Raum im Winter. Die Baustelle lässt bereits erahnen, was die Giraffen in ihrem neuen Zuhause erwarten wird. Ein lichtdurchfluteter Wintergarten etwa, der den wärmeliebenden Savannenbewohnern in der kalten Jahreszeit mehr Bewegungsraum bieten wird. „Durch den wintergartenähnlichen Zubau an das denkmalgeschützte Gebäude aus dem Jahr 1828 wird die Innenanlage künftig 434 Quadratmeter groß sein – rund dreimal so groß wie bisher“, erklärt Tiergartendirektorin Dagmar Schratter.

Giraffe müsste man sein. Fenster im Wintergarten können großflächig geöffnet werden, sodass die Giraffen im Winter frische Luft genießen können, aber dennoch auf trockenem Boden stehen werden. „Der tragende Teil in der Mitte ist einer Schirmakazie nachempfunden, einem typischen Baum im Lebensraum der Giraffen. Solarzellen simulieren das Blätterdach“, so Architekt Peter Hartmann. Der Wintergarten wird aber auch eine große Attraktion für die Besucher sein. Denn: Auf einer barrierefrei zugänglichen Galerie werden Giraffenfans Auge in Auge mit den rund fünf Meter hohen Tieren sein können.

Tierfreundlich, besucherfreundlich und umweltfreundlich. Der Giraffenpark ist zwar noch eine Baustelle, wurde aber Mitte März bereits mit dem Wiener Umweltpreis 2016 ausgezeichnet. Natur- und Artenschutz sind laut Schratter untrennbar mit umweltbewusstem Handeln verbunden. Bei jedem Um- und Neubau werde auf die Umwelt geachtet. Ausschlaggebend für den Umweltpreis der Stadt Wien waren zwei Technologien: eine Photovoltaikanlage und ein Schotterspeicher. „In das Glasdach ist eine 237 Quadratmeter große Photovoltaikanlage integriert, die rund 18.000 kWh Strom pro Jahr erzeugen soll. Damit wird der gesamte Stromverbrauch der Anlage - von der Beleuchtung der Tierbereiche bis zu den Lüftungsanlagen - selbst produziert. Unter dem Wintergarten befindet sich ein 60 Kubikmeter großer Schotterspeicher. Etwa 120 Tonnen Schotter speichern hier die Hitze des Tages und geben diese in der Nacht wieder ab. In Summe sparen wir damit acht Tonnen CO2 pro Jahr ein“, erklärt Hermann Fast, Leiter der Abteilung für Technik und Projektentwicklung im Tiergarten Schönbrunn.

Neue Bewohner. Zum Giraffenpark gehört auch das neue Ostafrikahaus, in dem Zwergmangusten, Schildechsen, Tokos und Hornraben Tür an Tür mit den Giraffen leben werden. Die Hornraben werden auch die Außenanlage der Giraffen mitbewohnen. Diese Außenanlage wird von 930 auf 1770 Quadratmeter vergrößert. Es wird Wiesenbereiche geben, Sandplätze zum Ruhen und diverse Futterstellen. Und einen Steinhaufen mit Asthalterungen. Weil sich Giraffen gerne kratzen, lebende Büsche dies aber nicht lange überstehen würden.

Gesundheitsstation. Giraffen sind scheue Fluchttiere. Sie gesundheitlich zu versorgen, ist kein leichtes Unterfangen. Als einer von einer Handvoll Zoos in Europa hat der Tiergarten künftig eine ganz spezielle Giraffen-Gesundheitsstation. „Wir können ihnen dort Blut abnehmen und die Fußpflege vornehmen und das völlig gefahrlos für Tier, Tierarzt und Pfleger. Giraffen fühlen sich darin sicher. Zuerst müssen sie aber mit Hilfe von Leckerlis und anderen Formen der positiven Verstärkung trainiert werden, dort freiwillig hineinzugehen“, erklärt Zoologin und Tiertrainerin Eveline Dungl. Mit einer integrierten Waage kann auch das Gewicht regelmäßig überprüft werden.

Kleine Schönbrunner Giraffenherde. Die Giraffengruppe des Tiergartens besteht aus drei Tieren: dem Bullen Kimbar und den beiden Weibchen Carla und Rita. Sie sind seit Dezember 2014 im Ausweichquartier auf Schönbrunn Gelände ganz in der Nähe des Tiergartens untergebracht. Die Außenanlage befindet sich auf einer angrenzenden Wiese der Maria-Theresien-Kaserne, wo die Giraffen vom Seckendorff-Gudent-Weg aus zu sehen sind.

Kosten. Der Bau des Giraffenparks kostet 7 Millionen Euro.
Anteil BMWFW: 5,1 Millionen Euro
Anteil Tiergarten Schönbrunn: 1,9 Millionen Euro