Kleine Heimkehrer

17. September 2010

Nationalpark Donau-Auen und Tiergarten Schönbrunn betreiben seit Jahren erfolgreich ein Schutzprogramm für die Europäische Sumpfschildkröte. Dieser Tage konnten die Jungtiere eines geretteten Geleges, welches im Tiergarten ausgebrütet worden war, in ihren Lebensraum im Nationalpark zurück kehren. Sie wurden von Schildkröten-Expertin Maria Schindler in ein Jungtier-geeignetes Gewässer nahe des Eiablageplatzes gesetzt.

Die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) ist die einzige, ursprünglich bei uns heimische, überwiegend im Wasser lebende Schildkröte. Früher war sie als Fastenspeise sehr begehrt und wurde in großen Mengen gefangen. Heute ist die Europäische Sumpfschildkröte durch die Zerstörung ihres Lebensraumes bedroht. Denn sie benötigt stille Altarme, Teiche und Tümpel mit dichtem Pflanzenbewuchs sowie geeignete Eiablageplätze. Der Nationalpark Donau-Auen bietet optimale Bedingungen für das gefährdete Reptil.

In Kooperation mit dem Tiergarten Schönbrunn betreibt der Nationalpark Donau-Auen ein aufwändiges Schutzprogramm. Vorrangiges Ziel ist die Sicherstellung des Bruterfolges im natürlichen Lebensraum und der Schutz der Gelege. In Ausnahmefällen werden gefährdete Gelege entnommen und im Tiergarten ausgebrütet. So wurde heuer im Juni ein frisch gelegtes, aber bereits aufgegrabenes Gelege mit 12 intakten Eiern gefunden und vom ExpertInnenteam in Schönbrunn bis zum Schlupf betreut. Vergangene Woche war es dann soweit, die Tierchen durften alle wohlbehalten und gut genährt in ihre Heimat, den Nationalpark Donau-Auen zurück kehren. Nun sind sie kräftig und reif genug, um in der Natur alleine überleben zu können.

Mag. Maria Schindler, Expertin für Europäische Sumpfschildkröten, sowie ein Team interessierter Jugendlicher des Vereins Auring brachten die kleinen Au-Bewohner an den Ort zurück, an dem das Gelege gefunden worden war. Die Neuankömmlinge stapften sogleich mutig umher und steuerten bald instinktiv in Richtung Altarm. Hier fühlten sie sich sofort heimisch und unternahmen ihre ersten Schwimmversuche.

Die ersten Tage sind für die Jungtiere entscheidend, da sie die Gefahren noch nicht kennen. Natürliche Feinde wie Reiher können jungen Europäischen Sumpfschildkröten in dieser Größe noch nachstellen. Doch mit ein wenig Geschick und Vorsicht gelingt es den meisten Tieren, die ersten Wochen unbeschadet zu überstehen. Mit etwas Glück können wir die scheuen Au-Bewohner vielleicht eines Tages beim genüsslichen Sonnenbad beobachten!   Doch neben den natürlichen Feinden gibt es eine weitere große Gefahr für die Bestände unserer Europäischen Sumpfschildkröte: Die Unachtsamkeit und Ignoranz im Umgang mit der Natur - zum Beispiel durch die Freilassung von importierten Schmuckschildkröten. Diese "Entsorgung" von Aquarientieren ist naturschutzrechtlich strengstens untersagt!

Daher an dieser Stelle ein wichtiger Appell an alle Reptilienbesitzer: Bitte setzen Sie niemals gekaufte Schmuck- oder auch Sumpfschildkröten in der freien Wildbahn aus! Die einzige heimische Schildkrötenart in Österreich - die stark gefährdete Europäische Sumpfschildkröte - reagiert äußerst sensibel auf fremde Schildkrötenarten und wird dadurch in ihrem natürlichen Lebensraum massiv bedroht und verdrängt. Bitte überlegen Sie sorgfältig, wenn Sie sich eine kleine Schildkröte aus dem Zoofachhandel anschaffen. In unserer freien Natur haben diese meist aus Nordamerika importierten Arten nichts verloren.