Tiergarten kämpft um 5 der bedrohtesten Arten

11. Oktober 2012

Die Weltnaturschutzorganisation IUCN hat eine Liste mit den 100 gefährdetsten Tier- und Pflanzenarten veröffentlicht. Gleich für fünf Tierarten dieser Liste, die kurz vor dem Aussterben stehen, ist der Tiergarten Schönbrunn nicht nur Überlebensraum, sondern er unterstützt auch Schutzmaßnahmen, um sie zu retten. Von der Nördlichen Batagur Flussschildkröte (Batagur baska) waren weltweit nur noch 30 Tiere bekannt, bevor der Tiergarten in Kooperation mit Partnerorganisationen ein Schutzzentrum in Bangladesch errichtet hat, in dem die letzten Tiere untergebracht wurden. „Heuer sind 25 Jungtiere geschlüpft. Damit haben wir die Population dieser Tierart fast verdoppelt. Unser Ziel ist es, diese Tiere regelmäßig zu vermehren, um ihren Bestand langfristig zu sichern", erklärt Tiergartendirektorin Dagmar Schratter. 

Bei einer weiteren hochbedrohten Tierart ist man schon einen Schritt weiter. Der Waldrapp wurde durch illegale Jagd Anfang des 17. Jahrhunderts in Europa ausgerottet. Heute leben nur noch etwa 200 Tiere in Marokko und ganze drei Vögel in Syrien. In Zoos werden diese schwarzen Ibisvögel jedoch erfolgreich gezüchtet und sollen nun in Europa wieder angesiedelt werden. Schratter: „Das Waldrappteam, das vom Tiergarten Schönbrunn unterstützt wird, zieht seit 2002 jedes Jahr Waldrapp-Küken aus Zoos mit der Hand auf und zeigt ihnen mit Ultraleichtflugzeugen die Flugroute in ein geeignetes Wintergebiet." Seit 2011 gibt es die erste freilebende, migrierende Waldrappgruppe in Europa, 400 Jahre nach der Ausrottung. Im Rahmen eines EU-Projekts soll in den nächsten Jahren ein stabiler Bestand aufgebaut werden.  

Ebenfalls unter den Top 100 und im Tiergarten zu sehen ist der Zagros-Molch (Neurergus kaiseri), der aufgrund seiner einzigartigen Zeichnung als schönster Molch der Welt gilt. In einem Forschungsprojekt wurde festgestellt, dass jedes Tier aufgrund seiner Zeichnung individuell erkennbar ist - ein wichtiges Hilfsmittel, um den unerlaubten Handel mit ihnen zu unterbinden. Erfolgreich nachgezüchtet werden im Tiergarten auch zwei eierlegende Zahnkarpfen. Vom Valencia letourneuxi gibt es in Griechenland und Albanien nur noch einige hundert Tiere. Aphanius transgrediens lebt nur mehr in drei Quellen des Aci Göl, einem See im anatolischen Hochland. In Zusammenarbeit mit der Universität Wien ist derzeit ein Student am Aci Göl, um grundlegende Informationen über diesen Fisch zu sammeln. Der Tiergarten arbeitet gerade mit dem Zoo London an einem Projekt, in dem nachhaltige Schutzkonzepte für beide Arten entwickelt werden.

Artenschutz ist eine der Hauptaufgaben eines wissenschaftlich geführten Zoos und der Tiergarten Schönbrunn beteiligt sich an vielen wichtigen Projekten. Schratter: „Jedes Projekt stellt unterschiedliche Anforderungen. Wir unterstützen mit finanziellen Mitteln, stellen Sachmittel und Tiere aus Erhaltungszuchtprogrammen zur Verfügung, bieten eine Plattform für Öffentlichkeitsarbeit, bringen Expertenwissen ein und führen wichtige Forschung durch. In erster Linie versuchen wir aber unsere Besucher für die Welt der Tiere zu begeistern und sie so zu motivieren, sich auch selbst für den Natur- und Artenschutz einzusetzen."