Waldrapp-Aufzucht live

29. April 2011

Im Tiergarten Schönbrunn können die Besucher bis Ende Mai mitverfolgen, wie 16 Waldrapp-Küken mit der Hand aufgezogen werden. Alle zwei Stunden füttern die menschlichen Ziehmütter Steffi Heese und Daniela Trobe die Vogelkinder, die aus dem Tierpark Rosegg und der Konrad Lorenz Forschungsstelle Grünau stammen, mit Insekten und einem Fleischbrei. Der Waldrapp wurde in Europa vor 350 Jahren ausgerottet. Weltweit gibt es nur noch etwa 400 freilebende Tiere in Marokko und Syrien.

Das Waldrappteam - eine Gruppe österreichischer Wissenschaftler - versucht, handaufgezogenem Nachwuchs aus Zoos die nötigen Kenntnisse zum Überleben in freier Wildbahn beizubringen. Das ist jedoch kein einfaches Unterfangen. Waldrappe sind Zugvögel. Für eine erfolgreiche Wiederansiedlung müssen die menschlichen Zieheltern den Jungvögeln mit Hilfe von Ultraleichtflugzeugen die Zugroute in ihre Überwinterungsgebiete in Italien zeigen. Deshalb ist es wichtig, dass die Vögel auf sie geprägt werden. Tag und Nacht verbringen die zwei Vogelexpertinnen bei ihren Schützlingen im Tiergarten. Den Ruf „Waldis, komm, komm!", mit dem sie später vom Flugzeug aus gelockt werden, lernen sie bereits kennen.

„Unsere Besucher können dieses Artenschutzprojekt hautnah miterleben. Sie sehen, wie die Kleinen groß gezogen werden und erfahren beim Informationsstand alles über die abenteuerliche Reise, die ihnen im Spätsommer bevorsteht", so Tiergartendirektorin Dagmar Schratter. „Der Tiergarten Schönbrunn unterstützt unser Projekt seit 2002 finanziell, stellt immer wieder Jungvögel zur Verfügung und ist so grundlegend am Erfolg beteiligt", sagt Johannes Fritz, Leiter des Waldrappteams. Die ersten Erfolge gibt es bereits: Seit 2007 migrieren die erwachsenen Vögel aus dem Projekt selbstständig und haben bereits acht Jungvögel großgezogen.