Waldrappe im Winterquartier

2011 war ein Jahr der Erfolge und Rekorde für das Waldrappteam: Im Zuge des Forschungsprojekts zur Wiederansiedelung des Waldrapps in Europa fand in diesem Jahr die bereits achte menschengeleitete Migration von Waldrappen in das Winterquartier statt. Die 16 Vögel dafür wurden im Frühjahr im Tiergarten Schönbrunn großgezogen und lernten in einem Trainingscamp beim Zoo Salzburg fliegen.

Der Startschuss zur langen Reise ins WWF Schutzgebiet Laguna di Orbetello in der Toskana fiel am 20. August in Salzburg. Die Vögel folgten einem Ultraleicht-Fluggerät, in dem abwechselnd eine ihren beiden Ziehmütter mitflog. Die Reise führte nach Slowenien, wo eine längere Pause eingelegt werden musste, da die Tiere kurzzeitig ihre Migrationsbereitschaft verloren. Dann ging es aber umso rascher weiter nach Italien. Am 34. und letzten Tag der Reise waren die Waldrappe 8:20 Stunden in der Luft und legten eine Strecke von 365 Kilometern zurück! Das ist die mit Abstand längste Flugetappe, die je bei einer menschengeleiteten Migration geflogen wurde. Die Limits werden allerdings weniger durch das Leistungsvermögen der Vögel vorgegeben, als vielmehr durch das Leistungsvermögen der Piloten und die technischen Gegebenheiten des Ultraleichtflugzeugs!

Warum der ganze Aufwand? Waldrappe müssen im Süden überwintern, wenn sie in Europa Jahrhunderte nach ihrer Ausrottung wieder heimisch werden wollen. Sie haben jedoch ihre Zugtradition verlernt und müssen sie von Menschen während ihres ersten Lebensjahres lernen. Die erwachsenen Vögel sollen dann selbständig den Weg zurück nach Österreich ins Brutgebiet finden, hier brüten und im darauffolgenden Herbst ihrem eigenen Nachwuchs die neu erlernte Zugroute in die Toskana zeigen.

Dass dies funktionieren kann, konnte in diesem Jahr eindeutig gezeigt werden. Erstmals flogen vier Vögel aus der Toskana zurück in ihr Sommerquartier in Burghausen, Bayern. Im August machten sie sich dann wieder auf den Weg zurück in die Toskana. Dabei nahmen sie auch noch einen Jungvogel mit, der in Burghausen aufgezogen wurde.

Der Tiergarten Schönbrunn unterstützt das Projekt von Anfang an mit Jungvögeln, Aufzuchtfutter, Öffentlichkeitsarbeit und finanziellen Mitteln.