Aufzuchterfolg bei "Schmuggelpapageien"

18. Juli 2011

Es war ein großer Schlag gegen den Tierschmuggel: Mitte April beschlagnahmte der Zoll am Flughafen Wien Schwechat im Gepäck zweier Jamaika-Urlauber 74 Papageieneier. Die beiden Slowaken hatten die zerbrechliche Fracht in Keksschachteln und einer Kokosnuss versteckt. Die Eier wurden vom Zoll an den Tiergarten Schönbrunn übergeben. Jetzt, wo die geschlüpften Vögel voll befiedert sind, wurde der anfängliche Verdacht bestätigt: Es handelt sich um zwei gefährdete Amazonenarten. Die Jamaika- und Rotspiegelamazonen kommen ausschließlich auf Jamaika vor. Ihr kommerzieller Handel ist verboten. Da Liebhaber bereit sind einen hohen Preis für diese Tiere zu zahlen, ist der Schmuggel ein lukratives Geschäft.

Aus den 74 Eiern konnten 45 Vögel aufgezogen werden - ein enormer Erfolg. „Innerhalb kürzester Zeit mussten Teams aus erfahrenen Pflegern gebildet, Räumlichkeiten adaptiert, Brutschränke angeschafft und Futter besorgt werden. Bis zu zehn Pfleger sind im Einsatz, ohne deren persönliches Engagement all das nie möglich gewesen wäre", erklärt Tiergartendirektorin Dagmar Schratter. Anfangs mussten die Küken alle zwei Stunden gefüttert werden - rund um die Uhr. Auch der Verwaltungsaufwand ist groß. Über Gewicht, Futteraufnahme und Allgemeinzustand jedes Vogels wird genau Buch geführt. Bei so seltenen Tieren sind alle Daten wertvoll und bieten die Chance, mehr Wissen über diese gefährdeten Arten zu bekommen.

Die Rotspiegel- und Jamaikaamazonen sind durch menschliche Einflüsse bedroht. Die feuchten Wälder Jamaikas werden durch Abholzung und Siedlungsbau stetig kleiner. „Der Tiergarten Schönbrunn wird von beiden Arten einige Tiere behalten. Die restlichen Papageien werden an andere wissenschaftlich geführte Zoos abgegeben. Geplant ist außerdem, ein Erhaltungszuchtprogramm aufzubauen", so Schratter. Die Küken haben sich prächtig entwickelt. Neben Papageien-Aufzuchtfutter bekommen die Jungvögel bereits feste Nahrung wie Zwieback, Keimlinge, Gemüse, Samen und Obst. Die meisten fressen schon zum Großteil selbstständig. In Flugvolieren hinter den Kulissen perfektionieren sie ihre Kletter- und Flugkünste. In einigen Wochen werden sie für die Besucher zu sehen sein.