Tiergarten hilft Schildkröten-Rettern

9. Juli 2015

Als Grenzkontrolleure auf Palawan, einer Insel im Westen der Philippinen, Ende Juni einen Lastwagen unter die Lupe genommen haben, hätten sie wohl nie mit der Fracht gerechnet: 4.200 Schildkröten! Der Tiergarten Schönbrunn unterstützt ihre Rettung.

Wie Ware waren die Schildkröten am Transporter geladen: einfach übereinander gelegt. Und leider sind diese Tiere auch eine Ware. "Die Tiere waren für China bestimmt, wo die Schildkröten gegessen werden und enorme Preise erzielen. Für ein Kilogramm Schildkrötenfleisch sind Chinesen bereit, rund 70 Euro auf den Tisch zu legen", erklärt Anton Weissenbacher vom Tiergarten Schönbrunn.

Der Großteil der Schildkröten waren Philippinische Teichschildkröten (Siebenrockiella leytensis), die im Nordteil der Insel vorkommen und dort endemisch sind. Diese Schildkrötenart ist auf der Roten Liste als "critically endangered" eingestuft. Weissenbacher: "Die seltenen Tiere müssen über Monate gesammelt und zusammen gepfercht irgendwo gehalten worden sein."

Auf die monatelange schlechte Haltung deutet auch der katastrophale Gesundheitszustand der Tiere hin. 90 Tiere waren bereits tot. Viele weitere werden noch sterben. Weissenbacher: "Die Tiere sind sehr territorial. Das heißt, die erwachsenen Männchen sind extrem aggressiv untereinander und haben sich auf diesem engen Raum gegenseitig verletzt."

Der Tiergarten Schönbrunn hat die Rettungsaktion sofort finanziell unterstützt. In alten Krokodilfarmen wurden Becken adaptiert, um Tiere dort unterzubringen. Gemeinsam mit anderen Zoos und NGOs wurden in einem ersten Schritt rund 2.200 Schildkröten, die einen gesunden Eindruck machten, in ihrer Heimat wieder ausgesetzt. Etwa 1000 Tiere sind in einem schlechten Zustand und werden medizinisch versorgt.

In einem zweiten Schritt wurden weitere Schildkröten zurück ins Freiland gebracht. Die restlichen 300 Schildkröten wurden in eine Einrichtung der Katala Foundation gebracht, wo sie weiterhin von Tierärzten und Tierpflegern betreut werden.

Weissenbacher: "So eine Rettungsaktion ist natürlich ein Tropfen auf den heißen Stein. Aber jeder Tropfen ist ein Erfolg. Ein großer Erfolg ist auch, dass ein Umdenken einzusetzen scheint und solche Frachten beschlagnahmt und die Täter bestraft werden."