Jazu: der 1. Waldrapp seit 400 Jahren in Europa

27. August 2012

In der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins SCIENCE (News of the Week, 24. Aug. 2012) wird vom Waldrapp Jazu berichtet. Jazu ist einer von drei Jungvögeln, die 2011 im Brutgebiet Burghausen in Bayern von einem Brutpaar aufgezogen wurden. Im Herbst folgte Jazu einem Artgenossen in das Wintergebiet in der südlichen Toskana. Bislang wurden alle Vögel von einem Ultraleicht-Fluggerät in das Wintergebiet geführt. Am 6. Juli 2012 verließ Jazu das Wintergebiet wieder. Er querte alleine den Alpenhauptkamm und landete am 8. August bei der Brutkolonie in Burghausen.

Damit ist Jazu der erste Waldrapp im Rahmen des Projektes Waldrappteam, der ganz ohne menschlichen Einfluss aufgewachsen ist, die Zugroute gelernt und das natürliche Migrationsverhalten aufgenommen hat. Projektleiter J. Fritz: "Das ist ein Erfolg, auf den wir zehn Jahre hingearbeitet haben. Jazu zeigt zweifelsfrei, dass die Wiederansiedlung von migrierenden Waldrapp-Kolonien möglich ist."

Jazu ist inzwischen wieder aus Burghausen aufgebrochen. Derzeit hält er sich in der Nähe von Hallein auf. Mit dabei ist ein Jungvogel, der 2012 in Burghausen aufgewachsen ist. Es ist zu hoffen, dass Jazu nun seinerseits diesem Vogel der nächsten Generation den Weg in das gemeinsame Wintergebiet zeigt.

Insgesamt sind 2012 11 Waldrappe aus der Toskana selbständig nach Burghausen zurück geflogen. Derzeit sind sie zum Teil schon wieder auf dem Weg nach Süden in ihr Wintergebiet. Ab zirka Mitte August beginnt bei den Waldrappen in Europa die herbstliche Zugzeit. Mit dabei sind insgesamt fünf Jungvögel, die in Burghausen von zwei Brutpaaren aufgezogen wurden.

Der Herbstzug ist leider auch die Zeit der größten Verluste, primär infolge von illegaler Vogeljagd in Italien. Jazu und seine Artgenossen tragen sogenannte GPS-Tracker am Rücken. Diese Geräte übertragen in frei wählbaren Intervallen den Aufenthaltsort des Vogels.

Projektmitarbeiter in drei unabhängigen Teams haben die Aufgabe, sich möglichst viel in der Nähe der Vögel aufzuhalten und zudem die lokale Bevölkerung, auch die Jägerschaft, über die Anwesenheit der Vögel und über das Projekt zu informieren. So hoffen wir, die Verluste durch illegalen Abschuss zu reduzieren. An besonders gefährlichen Aufenthaltsorten sollen Waldrappe auch eingefangen werden.

Die aufwändige Begleitung der Vögel im Herbst soll für einige Jahre durchgeführt werden. Intensive Öffentlichkeitsarbeit, unter anderem mit Unterstützung der Italienischen Jagdverbände, soll dann einen nachhaltigen Schutz der Waldrappe gewährleisten. J. Fritz: "Wir sind zuversichtlich, die Verluste freilebender Waldrappe durch illegale Jagd in den nächsten Jahren deutlich reduzieren zu können. Dafür lohnt sich der Aufwand. Zudem nehmen wir an, dass vom prominenten Fallbeispiel Waldrapp auch andere bedrohte Zugvogelarten profitieren werden."