Junges Orang-Utan-Männchen im Tiergarten angekommen

22. Mai 2025

Bei den Borneo-Orang-Utans gab es Anfang Mai einen männlichen Neuzugang: Nach dem Ableben des fast 50-jährigen Schönbrunner Männchens im Jahr 2023 ist in Abstimmung mit dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm ein neunjähriges Männchen aus dem niederländischen Tierpark Apenheul eingezogen. Zu Beginn hatte der noch junge Orang-Utan die Möglichkeit, sich in einem eigenen Bereich an sein neues Zuhause zu gewöhnen. Von dort konnte er bereits Sichtkontakt zu den Schönbrunner Weibchen und deren Nachwuchs aufnehmen. Nach ein paar Tagen fand das erste Zusammentreffen in der gemeinsamen Anlage statt. „Das erste Kennenlernen verlief ausgesprochen ruhig – wir haben es intensiv vorbereitet. Die Dynamik innerhalb der Gruppe ist sehr friedlich und die Tiere nähern sich einander immer wieder an“, berichtet Tiergartendirektor Dr. Stephan Hering-Hagenbeck. Der Orang-Utan wurde im Tiergarten freudig erwartet. „Wir hoffen, dass das neue Männchen in einigen Jahren, sobald unsere beiden Jungtiere entwöhnt sind, für Nachwuchs sorgen wird. Mit unseren 2020 zugezogenen jungen Weibchen und deren weiblichen Nachwuchs haben wir bereits einen wichtigen Grundstein für eine stabile Zuchtgruppe mit ausgewogener Altersstruktur gelegt.“

Ausgewachsene Orang-Utan-Männchen entwickeln in der Regel rund um ihr Gesicht auffällige Wangenwülste. Dieses Geschlechtsmerkmal, das sich je nach Männchen in einem unterschiedlichen Alter entwickelt, fehlt dem Neuankömmling noch. Auch das für Männchen typische lange, zottelige Haarkleid wird ihm erst wachsen. Derzeit ähnelt er im Aussehen noch stark den Weibchen. „In der Wildbahn sind alle Orang-Utan-Arten aufgrund des Verlusts ihrer natürlichen Lebensräume auf Borneo und Sumatra von der Ausrottung bedroht. Daher unterstützen wir seit 2021 das Projekt HUTAN auf Borneo. Im Rahmen dieses Projekts werden unter anderem Korridore zwischen intakten Waldgebieten durch Aufforstung geschaffen und erforscht. Diese sollen Wildtieren, darunter auch Borneo-Orang-Utans, Wanderungen ermöglichen und Mensch-Tier-Konflikte, die oft durch intensive Landwirtschaft entstehen, verringern“, so Dr. Folko Balfanz, zuständiger zoologischer Kurator im Tiergarten. Innerhalb der vergangenen fünf Jahre konnten im Rahmen eines Monitorings im Keruak-Wildtierkorridor, das vom Tiergarten mitfinanziert wird, rund 120 Tierarten erfasst werden. Das Ergebnis zeigt, dass dieser Korridor von der heimischen Tierwelt genutzt wird und die Wiedervernetzung von Gebieten funktionieren kann.