Nachwuchs bei Schmuggel-Chamäleons

1. Juli 2021

Im Jänner übergab uns der Zoll über 70 Chamäleons, die einem Schmuggler am Wiener Flughafen abgenommen wurden. Die Reptilien aus Tansania waren in Socken versteckt, dehydriert und voller Parasiten. Wie gut sich die Tiere dank der professionellen Pflege von den Strapazen erholt haben, wird jetzt einmal mehr deutlich. „Fast jede der zehn Chamäleonarten hat bei uns mittlerweile Eier gelegt. In der Wildbahn sind alle aufgrund von Lebensraumzerstörung und Schmuggel gefährdet. Als erstes sind nun beim Nguru-Zwergchamäleon, das aufgrund seines kleinen Verbreitungsgebietes sogar von der Ausrottung bedroht ist, Jungtiere geschlüpft“, berichtet Tiergartendirektor Stephan Hering-Hagenbeck stolz. Ausgewachsene Nguru-Zwergchamäleons sind nur knapp sechs Zentimeter groß. Die winzigen Jungtiere messen beim Schlupf gerade einmal einen Zentimeter. Hinzu kommt ein halber Zentimeter Schwanz.  

Bei seltenen, beschlagnahmten Arten sind wir stets die erste Anlaufstelle für den Zoll. Die Chamäleons waren aber selbst für die Experten eine Herausforderung. „Diese Chamäleonarten wurden bisher kaum in menschlicher Obhut gehalten. Wir haben mit den wenigen Haltern Kontakt aufgenommen und akribisch recherchiert, um die Ansprüche der Tiere zu erfüllen“, so der zoologische Kurator Anton Weissenbacher. Der Aufwand ist enorm: Ein eigener Raum wurde eingerichtet. Ein Tierpfleger ist den ganzen Tag nur mit der Versorgung der Chamäleons beschäftigt. Das Nguru-Zwergchamäleon wurde noch nie zuvor in einem Zoo gezüchtet. In Schönbrunn sind in den vergangenen zwei Wochen gleich 12 Jungtiere geschlüpft. Nun hofft man, mit den vorhandenen Tieren und den Nachzuchten Reservepopulationen in menschlicher Obhut aufbauen zu können, um damit der Ausrottung dieser Arten entgegenzuwirken.