Kooperation seit | 2016 |
Bedrohungsstatus auf der Roten Liste | potenziell gefährdet |
Ort des Schutzprojekts | Österreich |
Der Feuersalamander braucht unsere Hilfe!
Jetzt spenden
Der hoch infektiöse, parasitische und bis vor Kurzem unbekannte Hautpilz Batrachochytrium salamandrivorans wurde im Jahr 2013 erstmals in den Niederlanden nachgewiesen. Der „salamanderfressende“ Chytridpilz - benannt nach seinem Wirtstier dem Feuersalamander - verursachte bisher Massensterben bei Feuersalamandern in Belgien, den Niederlanden und kürzlich auch in Deutschland. Der Pilz wurde vermutlich aus Asien eingeschleppt. Obwohl der Pilz für Menschen ungefährlich ist und in Österreich bislang noch nicht nachgewiesen werden konnte, herrscht Alarmbereitschaft. Die Bestände von Feuer- und Alpensalamandern sowie aller heimischen Molcharten (Teich- und Fadenmolche, Donau-, Nördliche- und Alpenkammmolche und Bergmolche) sind von diesem Hautpilz bedroht. Der Erreger kann in feuchtem Erdsubstrat (und anderen Materialien) sowie Wasser überdauern und auf diese Weise einfach verschleppt werden. Frösche erkranken nicht, sind aber Überträger des Krankheitserregers.
Maßnahmen
Die Beprobung von freilebenden, adulten Feuersalamandern und Alpensalamandern (Tirol und Vorarlberg) erfolgt durch Abstriche mit sterilen Tupfern. Die ventrale Seite und die Unterseite der Füße der Salamander werden insgesamt 20 Mal abgestrichen. Falls möglich werden die Tiere vermessen bzw. auf Millimeterpapier abfotografiert, gewogen und ihr Geschlecht wird bestimmt. Alle Tiere werden nach dem Abstrich wieder unverletzt am jeweiligen Standort freigelassen. Die Abstriche werden bei 4°C zwischengelagert und mittels dublex-qPCR von Dr. Steve Smith (Abteilung "Integrative Biologie und Evolution") und seinem Team der Veterinärmedizinischen Universität Wien analysiert. Nach Bearbeitung jedes Standortes wird die Ausrüstung (Kübel, Gummistiefel, Messgeräte) vollständig getrocknet oder desinfiziert, um die mögliche Verbreitung von Bsal zu minimieren.
Ziel
Das vom Tiergarten Schönbrunn initiierte Projekt in Zusammenarbeit mit dem Alpenzoo Innsbruck, der Österreichischen Zoo Organisation, dem Technischen Büro Florian Glaser, dem Haus der Natur Salzburg, der Arge Naturschutz Kärnten, der iNatura Vorarlberg, dem Naturhistorischen Museum Wien, der Veterinärmedizinischen Universität Wien, der Österreichischen Gesellschaft für Herpetologie und dem Amt der Tiroler Landesregierung (Abteilung Umweltschutz) überprüft, den möglichen Infektionsstatus österreichischer Salamander und Molche. Durch stichprobenartige Untersuchungen an Alpen- und Feuersalamandern in Wien, Nieder- und Oberösterreich, Kärnten, Salzburg, Tirol und Vorarlberg ist eine vorläufige Einschätzung der momentanen Bedrohung durch Bsal in Österreich möglich. Langfristige Ausbreitung und Auswirkung des Pilzes lassen sich nur durch wiederholtes Monitoring feststellen.
Das sagen unsere Projektmitarbeiter
Dr. Doris Preininger, Projektleiterin: „2016 wurden erstmal Kontrollen in Wien und Tirol durchgeführt. Das Monitoring wurde dank der Hilfe von Experten und Expertinnen aus anderen Bundesländern erweitert und wir konnten die Salamanderpopulation in Wien, Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Kärnten, Tirol und Vorarlberg stichprobenartig untersuchen. Wir freuen uns darüber, dass bis dato alle beprobten Tiere Bsal-negativ waren. Unsere Auswertungen werden laufend ergänzt.“
Projektpartner
Haus der Natur, Österreichische Gesellschaft für Herpetologie (ÖGH), OZO; Arge Naturschutz, Inatura, Alpenzoo Innsbruck, Vetmed Uni Wien, Naturhistorisches Museum Wien, Technisches Büro Florian Glaser
Weiterführende Literatur
Böning P. et al. 2024. Alpine salamanders at risk? The current status of an emerging fungal pathogen. PloS one, 19(5), e0298591.
https://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0298591
Blooi M. et al. 2015. Treatment of urodelans based on temperature dependent infection dynamics of Batrachochytrium salamandrivorans. Scientific Reports 5: 8037.
https://www.nature.com/articles/srep08037?WT.feed_name=subjects_herpetology
Blooi M. et al. 2015. Successful treatment of Batrachochytrium salamandrivorans infections in salamanders requires synergy between voriconazole, polymyxin E and temperature. Scientific Reports 5: 11788.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4485233/
Martel A. et al. 2013. Batrachochytrium salamandrivorans sp. nov. causes lethal chytridiomycosis in amphibians. Proceedings of the National Academy of Sciences of the United States of America 110 (38): 15325–15329.
http://www.pnas.org/content/110/38/15325.full
Mutschmann F. 2015. Chytridiomycosis in amphibians. Journal of Exotic Pet Medicine 24 (3): 276–282.
Schmidt B.R. et al. 2017. Dynamics of host populations affected by the emerging fungal pathogen Batrachochytrium salamandrivorans. Royal Society Open Science 4(3)
http://rsos.royalsocietypublishing.org/content/4/3/160801
Spitzen-van der Sluijs A. et al. 2016. Expanding Distribution of Lethal Amphibian Fungus Batrachochytrium salamandrivorans in Europe. Emerg Infect Dis 22 (7):1286-1288.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4918153/
Van Rooij P. et al. 2017. Efficacy of chemical disinfectants for the containment of the salamander chytrid fungus Batrachochytrium salamandrivorans. PLoS One 12 (10):e0186269. doi:10.1371/journal.pone.0186269
http://journals.plos.org/plosone/article?id=10.1371/journal.pone.0186269