Bundesforste als Baum-Security im Einsatz

20. März 2013

Bevor die Outdoor-Saison im Tiergarten Schönbrunn so richtig losgeht, sind die Baumexperten - Baumgutachter, Baumkontrolleure und Baumpfleger - der Österreichischen Bundesforste (ÖBf) in den historischen Parkanlagen zwischen Tiger- und Elefantengehegen im Einsatz.

Zu Beginn der Vegetationsperiode, bevor die Bäume austreiben, werden sie auf ihren Zustand überprüft, begutachtet und Sicherungsmaßnahmen durchgeführt. "Die historischen Baumalleen sind gesäumt von hunderten Kastanien, Linden, Ahornbäumen und Eschen", erklärt Georg Erlacher, Vorstandssprecher der Österreichischen Bundesforste. "Manche von ihnen sind weit über hundert Jahre alt und weisen starke Durchmesser von über einem Meter auf. Gerade kulturhistorisch wertvolle Bestände wie im Tiergarten Schönbrunn müssen regelmäßig auf ihre Verkehrssicherheit überprüft werden, damit nichts passiert."

Für Tiergarten-Direktorin Dagmar Schratter steht die Sicherheit der Besucher an oberster Stelle, zählt der Tiergarten Schönbrunn mit jährlich rund 2,3 Millionen Besuchern doch zu den beliebtesten weltweit. "Die historische Parkanlage mit ihren vielen alten Bäumen verleiht dem Tiergarten ein besonderes Flair. Die Sicherheit der Besucher hat jedoch absoluten Vorrang. Daher werden die Bäume bei uns jedes Jahr auf ihren Zustand überprüft", sagt Dagmar Schratter.

Baumexperten nehmen 1.800 Bäume unter die Lupe

Über 1.800 Bäume wurden im Tiergarten Schönbrunn begutachtet, in einem Baumkataster erfasst und, wo erforderlich, Sicherheitsmaßnahmen durchgeführt. Dazu gehört das Entfernen von abgestorbenen oder gebrochenen Ästen ebenso wie Maßnahmen zur Baumkronensicherung, Entfernen von baumfremdem Bewuchs oder das Nachpflanzen von Jungbäumen.

Insgesamt 61 unterschiedliche Baumarten kommen im Tiergarten vor, die meisten Bäume sind zwischen 80 und 100 Jahre alt, viele auch älter. Die Durchführung der Arbeiten im Tiergarten bedarf besonderer Umsicht. "Die Baumpflegearbeiten in diesem zum Weltkulturerbe zählenden Ensemble, in dem es Mensch wie Tier gleichermaßen zu schützen gilt, sind auch für unsere Baumexperten eine besondere Herausforderung", so Erlacher. So sind etwa Schonzeiten strikt einzuhalten. Tiergarten-Direktorin Schratter ergänzt: "Im Pelikan-Gehege ist jetzt Brutzeit. Hier können die Arbeiten erst nach dem Schlupftermin fortgesetzt werden."

Die Baumpflegearbeiten werden in bis zu 20 bis 30 Metern Höhe durchgeführt, das erfordert von den mehrfach gesicherten Baumpflegern neben umfangreichem Fachwissen nicht nur eine ausgezeichnete Kondition, sondern auch absolute Höhentauglichkeit.

Nachfrage nach Baumpflege österreichweit gestiegen

Der Bereich "Baumpflege" zählt zu den jüngst entwickelten Geschäftsfeldern der Österreichischen Bundesforste und verzeichnet in den letzten drei Jahren deutliche Zuwächse. "Bereits 2010, im ersten Jahr, haben wir über 20.000 Bäume, vor allem im Großraum Wien-Umgebung, begutachtet und kontrolliert", erklärt Georg Erlacher. Mittlerweile wurden die Tätigkeiten auf ganz Österreich ausgeweitet. "2012 wurden knapp 300 Projekte in fast allen Bundesländern durchgeführt und dutzende Gutachten erstellt", zeigt sich Erlacher über die Geschäftsentwicklung erfreut und ergänzt: "Das Projektvolumen hat sich in den letzten drei Jahren verdreifacht." Vor allem aus dem kommunalen Bereich werden Baumkataster und Einzelbaumgutachten von Gemeinden verstärkt nachgefragt, aber auch von Immobilienverwaltungen, Unternehmen oder privaten Baumbesitzern mit exponierten Bäumen."

Eigentümer haftet für Baum

Grundsätzlich haftet der Eigentümer eines Baumes für dessen intakten Zustand und hat dafür Sorge zu tragen, dass keine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit von einem Baum ausgeht. Speziell kranke und ältere Bäume stellen jedoch häufig potenzielle Gefahrenquellen dar. Auch vermehrt auftretende starke Stürme in Folge des Klimawandels führen häufiger zu Schäden durch umstürzende Bäume oder herabfallende Äste, für die der Eigentümer haftet. "Für einen Laien ist ein verkehrsgefährdender Baum kaum zu erkennen", erklärt Erlacher, "erste Anzeichen können schlechte Belaubung oder Pilze im Stamm- und Wurzelbereich sein. Aber selbst das erfordert häufig bereits den Blick eines Experten."

Naturdenkmäler mit modernster Technik erhalten

Insbesondere bei alten, kulturhistorisch wertvollen Bäumen kommt der Baumpflege eine hohe Bedeutung zu. Mittels modernster Technik können sie heute oft erhalten werden. So konnte eine 1.000-jährige Linde im Innenhof des historischen Stiftes Millstatt in Kärnten mittels Baumpflegemaßnahmen gesichert und als Besucherattraktion bewahrt werden.

Vor kurzem wurde auch der bei Wanderern und Ausfluggästen auf über 1.200 Meter Seehöhe liegende "Ahornboden" im Karwendel in Tirol Schauplatz eines Baumpflege-Einsatzes der Bundesforste. In dem größten Naturpark Österreichs waren einige der Jahrhunderte alten Bergahorne innen bis zu 90% hohl geworden. Im Rahmen eines wissenschaftlichen Forschungsprojektes wurde das Bruchverhalten der hohlen Bäume untersucht und mittels Zugversuch Windlasten getestet. Der Großteil der Bäume konnte nach eingehender technischer Untersuchung und speziellen Maßnahmen gesichert werden. So können die altehrwürdigen Naturdenkmäler als Teil dieser "Parkanlage im Hochgebirge" erhalten bleiben.