Große Freude über Elefantenkalb

20. August 2025

Für den Tiergarten Schönbrunn war es eine ganz besondere Nacht. „Es liegen sehr aufregende Stunden hinter uns. Um exakt 4:53 Uhr ist ein kleiner Elefantenbulle zur Welt gekommen. Die Freude ist riesig“, erzählt Tiergartendirektor Dr. Stephan Hering-Hagenbeck. Nach über 20 Jahren ist es das erste Jungtier, das im Tiergarten Schönbrunn auf natürliche Weise gezeugt wurde. Der Weg zu diesem erfreulichen Ereignis war lange und aufwendig. Im Mai 2023 wurde im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms ein Bulle nach Schönbrunn gebracht, die Anlage wurde für die Geburt adaptiert und alles akribisch vorbereitet. „Ich bin in erster Linie sehr stolz auf unser Team, das eine großartige Arbeit geleistet hat und natürlich auch auf die 33-jährige, erfahrene Elefantenkuh, die die Geburt souverän gemeistert hat.“

Für die Elefantenkuh ist es bereits das vierte Kalb. Dennoch ist eine Geburt für das Team immer mit vielen Sorgen verbunden und das Aufatmen nun groß. Das Team kann sich nun in Ruhe einen Namen überlegen. Das Jungtier wirkte von Anfang an fit und wird auf ein stattliches Gewicht von über 100 Kilogramm geschätzt. „Innerhalb von zehn Minuten ist es bereits auf seinen Beinen gestanden. Das ist in der Wildbahn lebenswichtig, denn ein Kalb hat viele Feinde.“ Das erste große Zittern nach einer Elefantengeburt ist immer: Wann trinkt das Kalb? Aber das hat blitzschnell getrunken. „Die nächste Sorge ist dann, wann die Nachgeburt abgeht – auch das verlief rasch und problemlos“, berichtet Hering-Hagenbeck. Ein Team an Wissenschaftlern stand sofort bereit, um Stammzellen aus der Plazenta und Nabelschnur für wissenschaftliche Fragen zu gewinnen.   

Die Elefantenanlage im Tiergarten ist bereits sehr veraltet. Das Kalb wurde im hinteren Teil der Außenanlage geboren. Dort wurde alles vorbereitet. Holzbretter und Sandpolsterungen sorgten für Sicherheit. Eine Geburt ist für die gesamte Herde ein besonderes Ereignis. Sichtverbindungen ermöglichten es den anderen Kühen, das Geschehen mitzuerleben. „Eine Geburt ist ein gemeinsames Erlebnis, das Elefanten zusammenschweißt. Unsere Tiere stammen nicht wie in der Wildbahn aus einem natürlich gewachsenen Familienverband. Umso wichtiger ist es, dass so ein Ereignis das Sozialgefüge stärkt“, erklärt der Direktor. Mutter und Kalb bleiben nun zunächst im hinteren Bereich der Anlage, wo das Jungtier nur mit Glück zu sehen ist. Schrittweise werden sie auch die Innenanlage und den vorderen Bereich erkunden – und so für Besucherinnen und Besucher zu sehen sein.

Das Jungtier ist genetisch für die Zoopopulation wichtig. Die Haltung von Afrikanischen Elefanten in zoologischen Gärten ist von großer Bedeutung, denn die grauen Riesen zählen zu den am stärksten bedrohten Säugetieren der Welt. In den vergangenen 50 Jahren sind die Bestände des Afrikanischen Elefanten um mindestens 60 Prozent zurückgegangen – verursacht durch den Verlust von Lebensraum, zunehmende Mensch-Tier-Konflikte sowie Wilderei für den illegalen Elfenbeinhandel. Der Tiergarten Schönbrunn engagiert sich deshalb auch in Projekten zum Schutz der Tiere in der Wildbahn und arbeitet mit der Organisation „Save the Elephants“ zusammen, um die Zukunft des Afrikanischen Steppenelefanten in seinem natürlichen Lebensraum zu sichern.