Noch ein Weibchen bei Orang-Utans

11. Juli 2023

Es hängt am Bauch seiner Mutter, trinkt an der Brust und schläft danach friedlich ein: Vor rund einem Monat erblickte im Tiergarten Schönbrunn ein Orang-Utan-Jungtier das Licht der Welt. Mittlerweile ist das Geschlecht des Nachwuchses bekannt. Es ist ein Weibchen. „Die Kleine kann dadurch lange bei uns im Tiergarten bleiben. Auch in der Wildbahn lebt weiblicher Nachwuchs selbst nach der Entwöhnung meist in der Nachbarschaft der Mutter. Männliche Orang-Utans hingegen ziehen weiter weg, um sich im besten Fall ihr eigenes Revier zu suchen. Sie würden daher im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogrammes an andere zoologische Gärten vermittelt werden“, erklärt Revierleiterin Sandra Keiblinger.

Das Jungtier hat sich in den letzten vier Wochen unter der Fürsorge der Mutter prächtig entwickelt. Orang-Utan-Weibchen versorgen ihren Nachwuchs selbstständig, ohne männliche Verstärkung. Dabei formen sie eine enge Bindung mit dem Jungtier und bringen ihm über Jahre hinweg alle lebensnotwendigen Fertigkeiten wie Klettern, Nahrungssuche oder notwendiges Sozialverhalten bei. Auch die übrigen Gruppenmitglieder zeigen bereits Interesse. Wenn das Jungtier etwas größer ist, wartet bereits der letztjährige Nachwuchs als Spielgefährtin. Über die tolle Entwicklung bei den Orang-Utans freut sich nicht nur der Tiergarten Schönbrunn. „Unser junges Orang-Weibchen ist genetisch ein wichtiger Beitrag zum Europäischen Erhaltungszuchtprogramm. So können wir etwas zum Aufbau einer Reservepopulation außerhalb des Lebensraumes beisteuern. Mit unseren zugezogenen Weibchen und dem weiblichen Nachwuchs haben wir einen wichtigen Grundstein für eine erfolgreiche Zuchtgruppe gelegt“, so Folko Balfanz, zoologischer Abteilungsleiter.

Auch im natürlichen Lebensraum setzt sich der Tiergarten für Orang-Utans ein. Denn die Tiere sind vor allem durch den Verlust geeigneter Habitate stark gefährdet. Darum unterstützt der Tiergarten Schönbrunn die Schutzbemühungen des Hutan-Projekts in der Region Kinabatangan auf der Insel Borneo. Im Rahmen des Projektes werden geeignete Korridore zwischen intakten Waldgebieten erforscht und wiederaufgeforstet, um Wildtieren Wanderungen zu ermöglichen. Die Bemühungen kommen nicht nur den Orang-Utans, sondern auch Nasenaffen, Müller-Gibbons, Borneo-Zwergelefanten, Sunda-Nebelpardern sowie Malaienbären zugute und fördern die Biodiversität.