Schönbrunner Bartgeier übersiedelt in die Alpen

12. Juni 2012

Im Tiergarten Schönbrunn ist gestern ein junger Bartgeier zu einer großen Reise aufgebrochen. Das drei Monate alte Vogelweibchen ist auf dem Weg nach Frankreich, wo es wiederangesiedelt und sich schon bald majestätisch in die Lüfte erheben wird. Davor hat es allerdings noch einen „Friseurtermin": Einige Federn werden gefärbt, um es stets erkennen und beobachten zu können. Das Jungtier ist ursprünglich in der Greifvogelstation Haringsee (NÖ) geschlüpft. Da das Weibchen es nicht angenommen hat und wurde es vom Schönbrunner Bartgeier-Pärchen sorgsam aufgezogen. „Der Bartgeier, der größte heimische Greifvogel, war im Freiland bereits ausgestorben. Seit 1986 gibt es aber ein erfolgreiches Wiederansiedlungsprogramm, an dem sich auch der Tiergarten beteiligt", erklärt Harald Schwammer, zoologischer Abteilungsleiter im Tiergarten Schönbrunn.

Mit einer Flügelspannweite von fast drei Metern wirken die orange-schwarzen Vögel besonders mächtig. Sie waren in den Bergen oft bei toten Schafen anzutreffen. Daher wurden die harmlosen Aas- und Knochenfresser im 19. Jahrhundert fälschlicherweise für Kinderräuber und Lämmerdiebe gehalten und ausgerottet. Nur in Zoos überlebten die beeindruckenden Vögel und wurden in den vergangenen 25 Jahren in den Alpen in Österreich, Frankreich und der Schweiz wiederangesiedelt. „Dank der Freilassung von Tieren aus Zoos und Zuchtstationen leben im Alpenraum mittlerweile wieder rund 200 Bartgeier. In diesem Jahr sind im Freiland sogar 15 Küken geschlüpft", weiß Hans Frey, der wissenschaftliche Leiter des Projekts.