Ziehmütter für seltene Waldrapp-Küken

  • Corinna Esterer mit ihren Schützlingen
8. Mai 2018

Corinna Esterer und Anne-Gabriela Schmalstieg haben eine Aufgabe, um die sie bestimmt viele beneiden: Sie sind Ziehmütter für Waldrappe. Im Tiergarten Schönbrunn ziehen sie derzeit 33 Küken dieser hoch bedrohten Vogelart mit der Hand auf. Die Besucher können sie im Container neben der Waldrapp-Voliere dabei beobachten. „Als wir die Küken vom Tierpark Rosegg und der Konrad Lorenz Forschungsstelle in Grünau übernommen haben, waren sie so klein, dass sie gerade in unsere Hand gepasst haben“, erzählt Schmalstieg. „Seitdem füttern wir sie, streicheln sie und reden und spielen jeden Tag mit ihnen.“ Was nach einer lustigen Aufgabe klingt, hat einen ernsten Hintergrund. Die Küken werden durch die Handaufzucht auf ihre beiden Ziehmütter geprägt, um sie später wiederansiedeln zu können.

Wiebke Hoffmann von der Abteilung für Forschung und Artenschutz im Tiergarten Schönbrunn: „Im 17. Jahrhundert ist der Waldrapp in Mitteleuropa verschwunden. Der Tiergarten ist einer der Projektpartner des Waldrappteams, das mittlerweile im Rahmen eines europäischen Life+ Projektes daran arbeitet, den Waldrapp hier wieder heimisch zu machen.“ Das ist bei einem Zugvogel kein leichtes Unterfangen. Hoffmann: „Die Waldrapp-Küken, die in Zoos und Wildparks schlüpfen, kennen die Flugroute ins Winterquartier nicht. Deshalb müssen die Ziehmütter ihnen den Weg in die Toskana in einem Ultraleichtfluggerät vorfliegen.“ Für Corinna Esterer und Anne-Gabriela Schmalstieg ist es schon die fünfte Aufzucht. Mit den diesjährigen 33 Küken haben sie dann bereits 130 Waldrappe auf die Auswilderung vorbereitet.