Erstmals Nacktmull-Babys im Wüstenhaus

23. Oktober 2014

Sie zählen sicher nicht zu den schönsten, aber zweifellos zu den spannendsten Tieren: die Nacktmulle. Bei der Umgestaltung des Wüstenhauses, das vor den Toren des Tiergarten Schönbrunn liegt, haben sie im Vorjahr eine neue spektakuläre Anlage bezogen - ein 70 Meter langes Glasröhrenlabyrinth. Es ist dem unterirdischen Höhlensystem nachempfunden, das sich diese Nagetiere in den Halbwüsten Ostafrikas graben. „In Anlagen hinter den Kulissen züchten wir Nacktmulle regelmäßig, nun ist erstmals die Zucht in der Schauanlage geglückt und die kleinen Nacktmulle sind somit auch für die Besucher zu sehen“, erklärt Tiergartendirektorin Dagmar Schratter.

Am 21. August sind vier Jungtiere zur Welt gekommen. Die ersten vier Wochen wurden sie gesäugt, mittlerweile fressen sie bereits Knollen- und Wurzelgemüse. Die jungen Nacktmulle sind bereits etwa fünf Zentimeter und damit fast halb so groß wie die erwachsenen Tiere. Ihre Mutter ist die Königin der Nacktmull-Kolonie. Schratter: „Wie Ameisen und Bienen leben Nacktmulle in einem Staat zusammen. Für Säugetiere ist dieses Sozialsystem einzigartig. Angeführt wird die Kolonie von einer Königin. Sie ist deutlich größer als die anderen Weibchen und als einzige fruchtbar. Sie bestimmt das Männchen, das sich mit ihr paaren darf."

Wie bei den Insekten gibt es auch bei den Nacktmullen eine hoch spezialisierte Arbeitsteilung. Es gibt "Soldaten", die an den Höhlenausgängen Wache schieben, „Babysitter“, die bei der Aufzucht der Jungtiere helfen, und "Arbeiter", die Gänge bauen. Nacktmulle graben mit ihren außergewöhnlich langen Schneidezähnen, die sie wie Schaufeln einsetzen. Ihr auffälligstes Merkmal, der nackte Körper, ist eine Anpassung an den warmen, unterirdischen Lebensraum. Auch wenn man es auf den ersten Blick nicht sieht, sind Nacktmulle aber nicht völlig unbehaart: Sie haben feine, kurze Härchen und relativ lange Tasthaare, die den fast blinden Tieren helfen, sich in ihrer Umgebung zurechtzufinden.