Willkommen daheim, kleine Schildkröten!

28. September 2011

Im heurigen Frühjahr wurde eine Europäische Sumpfschildkröte bei der Eiablage im Bereich eines Parkplatzes beobachtet. Da das Gelege an diesem Standort gefährdet war, wurden die Eier entnommen und in der Reptilienabteilung des Tiergartens Schönbrunn bebrütet. Die Schlüpflinge sind nun bereit, ihren natürlichen Lebensraum zu erobern und wurden heute im Beisein von SchülerInnen der CampusMittelSchule Orth/Donau in einem Gewässer bei der Schlossinsel frei gelassen.

Die Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) ist die einzige seit jeher bei uns lebende Schildkrötenart. Heute ist sie durch Verlust ihres Lebensraumes bedroht. Denn sie benötigt stille Altarme, Teiche und Tümpel mit dichtem Pflanzenbewuchs sowie geeignete, ungestörte Eiablageplätze. Der Nationalpark Donau-Auen bietet optimale Bedingungen für dieses gefährdete Reptil und verfügt über die letzte große ursprünglich heimische, sich fortpflanzende Population in Österreich. Auch im Augebiet bei Orth/Donau gibt es wild lebende Europäische Sumpfschildkröten. In Kooperation mit dem Tiergarten Schönbrunn betreibt der Nationalpark Donau-Auen ein Förderprogramm für diese wenig bekannte Art. Vorrangiges Ziel ist die Sicherstellung des Bruterfolges der Europäischen Sumpfschildkröte im natürlichen Lebensraum und der Schutz der Gelege. Dazu ist es Privatpersonen möglich, mit dem Betrag von € 100.- die „Patenschaft" für einzelne Gelege zu übernehmen und so die jährlichen, aufwändigen Maßnahmen im Gelände zu unterstützen.

Nur in Ausnahmefällen werden einzelne gefährdete Gelege aus den natürlichen Habitaten entnommen - im Schnitt nur ein Fall pro Saison - etwa wenn sie an Wegen liegen oder von Fressfeinden aufgegraben wurden. So beobachtete Nationalpark-Mitarbeiter Dr. Christian Baumgartner heuer im Frühling ein Weibchen bei der Eiablage am Parkplatz beim Sportplatz Orth/Donau - nahe dem „Mühldumpf", einem Gewässer beim Auerlebnisgelände Schlossinsel.

Da das Gelege an diesem Standort gefährdet war, wurde es geöffnet und vom ExpertInnenteam in Schönbrunn übernommen. Dort verfügt man über das nötige Wissen und auch das Equipment, um Reptilieneier wie auch Schlüpflinge zu betreuen. Bis auf eines, das die Entwicklung sehr früh einstellte, schlüpften alle Jungtiere wohlbehalten. Zum Zeitpunkt des Schlupfes haben die kleinen Schildkröten in etwa nur die Größe einer 2 € - Münze, sind aber dennoch bestens gerüstet, sich dem Leben in Wildnis zu stellen.

Heute war es soweit: In einer gemeinschaftlichen Aktion mit SchülerInnen der benachbarten CampusMittelSchule Orth/Donau, der Kuratorin für Artenschutz und Forschung im Tiergarten Schönbrunn Mag. Regina Pfistermüller, Schildkrötenexpertin und Schutzprojektleiterin Mag. Maria Schindler sowie Nationalparkdirektor Mag. Carl Manzano wurden die 14 mittlerweile ca. 2 Monate alten Tiere im „Mühldumpf" in die Freiheit entlassen - sie sind sprichwörtlich heimgekehrt! Die SchülerInnen wie auch die betreuenden LehrerInnen zeigten sich von den zarten und doch so agilen kleinen Sumpfschildkröten begeistert und stellten jede Menge Fragen  - die Schulleitung möchte nun mit Unterstützung des Nationalparks ein weiter führendes Projekt rund um diese heimischen Reptilien entwickeln.